Begeisterung

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Hannover, 12. Dezember 2019: Hunderte Menschen stehen dicht gedrängt in der Rathaushalle, die Stimmung ist angespannt. Auf einer großen Leinwand sieht man eine Frau, es ist die Jury-Vorsitzende Sylvia Amann, die dabei ist, jene Städte zu verkünden, die es in die zweite Runde zur Kulturhauptstadt Europas 2025 geschafft haben. Und dann schließlich kommt das erlösende Wort: „Hannover!“, sagt sie und in der Rathaushalle bricht der Jubel los. Rückblickend werden Vergleiche mit einer Fußball-Weltmeisterschaft gezogen, es war wie beim entscheidenden Elfmeter in der Nachspielzeit.
Das Team der hannoverschen Kulturhauptstadtbewerbung um die Teamleitung Melanie Botzki und Inga Samii hat es geschafft. Sie haben mit ihrem einzigartigen Konzept die internationale Jury, aber auch die Einwohner*innen der Region Hannover überzeugt. Denn Hannovers Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025 ist anders.
Inhaltlich richtet die Bewerbung seinen Blick auf Europa. Hannover soll, wie in unserem ersten Bid Book beschrieben, die „Agora Europas“ werden. Der Ort, an dem die Menschen zusammenkommen und über große europäische Themen diskutieren. Während Nationalstaaten heutzutage aufgrund von Abkommen und Verpflichtungen kaum noch in der Lage sind, einen wirklichen Wandel in Gang zu bringen, übernehmen die Städte diese Aufgabe mehr und mehr. Hier ballen sich die großen Herausforderungen, hier werden sie gelöst: Städte sind die Aktivist*innen der Zukunft! Und Hannover will im Kulturhauptstadtjahr dieser künstlerische Verhandlungsraum sein. Klimawandel, Rassismus, Migration: Hannover möchte als starke Stadt, als Stadt in der Balance, Diskurse auf künstlerische Art ansprechen und vorangehen. Dies wird nicht nur durch eine Vielzahl an Projekten im zweiten Bid Book deutlich. Denn dies entspricht der weltoffenen Einstellung von Hannovers Einwohner*innen, die während der Bewerbung auf unterschiedlichste Arten mit einbezogen wurden. Ob in den verschiedenen Gremien und Think Tanks oder auf öffentlichen Veranstaltungen, wie der Kiosk-Tour oder Regionstour: Die Bewerbung wurde im ständigen Austausch mit der Stadtgesellschaft geschaffen und spiegelt somit auch ihre Haltung wider.
Aber auch die Präsentation der Inhalte überzeugt: Die internationale Expert*innen-Jury lobte Hannovers „inspirierendes Konzept“. Die Hannoversche Allgemeine Zeitung urteilte, die Bewerbung sei „charmant selbstironisch und hat einen fast waghalsigen Willen zur Kunst“ – ein Risiko, wie die Redakteure meinen, aber auch „die Chance auf den Titelgewinn.“
Kein Wunder: Das Team stellt seine Inhalte jedes Mal auf künstlerische Art und Weise vor, schert inmitten der anderen Bewerberstädte aus. Vom weißen „Hannover hat nichts“-Plakat, was erst unter Schwarzlicht sein Geheimnis lüftet, über Poetry Slams, dystopischen Hörspielen und Lesungen bis hin zum Kunstwerk „Agora of Europe“, dem ersten Bid Book, welches mit einigen der wichtigsten Designpreise der Welt ausgezeichnet wurde: dem iF Design-Award, dem red dot Award und dem German Design Award.
Die Strategie funktioniert: Die Präsentationen sind Gesprächsthema in der Stadtgesellschaft, sie emotionalisieren die Bewohner*innen, sie mobilisieren sie. Eine Linie, die auch in Zukunft weiter umgesetzt wird.
Mit der Abgabe unseres zweiten Bid Books wurde der nächste Schritt getan. „Normalität ist keine Option“ war dabei das Motto - was wir mit einer aktivistischen Aktion am Neuen Rathaus deutlich gemacht haben. Nicht nur die hannoversche Presse war begeistert und sieht Hannover in der Spitzenposition um den Titel: „Die Solidarität mit den Mitbewerbern ist ein starker, glaubwürdiger Beitrag. [...] Es wäre eine sehr gute Wahl.“
Auch die Politik („Einfach Wow!“, „Die Messlatte für andere Städte liegt jetzt sehr hoch!“) und die Kulturszenen Hannovers sind begeistert: „Es ist einzigartig, dass eine Stadt Solidarität so praktisch formuliert“, sagte Sonja Anders, Intendantin des Schauspiel Hannover, gegenüber der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Sie schätze den „Performance-Charakter“ der Bewerbung und auch die „Hybris des Weltdenkens“, die in der Bewerbung zum Ausdruck kommt.
Kathleen Rahn, die Chefin des Kunstvereins, findet „die umarmende Geste“ der Bewerbung sehr gut. Sie schätzt „die Idee der Teilhabe und lobt „die Idee des Nicht-Kompetitiven“ und Opernintendantin Laura Berman sieht eine „sehr konstruktive Haltung zum Hier und Jetzt“. Sie findet die „humorvolle Kreativität“ und die „Risikobereitschaft“ inspirierend und begeisternd. Auch Matthias Ilkenhans von der NDR Radiophilharmonie hält die Pläne für gelungen und aussichtsreich: Sie seien „originell, kreativ und nah am Menschen.“
Kein Wunder: Die Bewerbung stammt nicht nur aus Hannover, sie ist Hannover.